Das Reizdarmsyndrom

Fakten im Überblick

Was genau ist ein Reizdarmsyndrom?

Das Reizdarmsyndrom (kurz: RDS), oft auch einfach Reizdarm oder umgangssprachlich „nervöser Darm“ genannt, zählt zu den häufigsten funktionellen Darmerkrankungen. Ein Reizdarmsyndrom wird zumeist im Zuge einer sogenannten Ausschlussdiagnose vom Arzt festgestellt, das heißt dann, wenn nach Durchführung verschiedener Untersuchungen (wie zB Darmspiegelung, Ultraschall, Blut- und Stuhluntersuchungen) andere Erkrankungen als mögliche Ursachen der Beschwerden ausgeschlossen werden können.

Wann liegt ein Reizdarmsyndrom vor?

Entsprechend den aktuell gültigen Diagnosekriterien (Rom-IV-Kriterien) liegt ein Reizdarmsyndrom dann vor, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

Vor mehr als 6 Monaten erstmalig aufgetretene und während der letzten 3 Monate an zumindest einem Tag in der Woche wiederkehrende Bauchschmerzen, im Zusammenhang mit zumindest einem der folgenden Faktoren:

  1. Stuhlentleerung
  2. Veränderung der Stuhlhäufigkeit
  3. Veränderung der Stuhlkonsistenz

Welches sind die typischen Symptome eines Reizdarmsyndroms?

Das RDS kann sich durch eine Vielzahl an ganz unterschiedlichen Beschwerden zeigen, typische Symptome sind zum Beispiel:

  • Bauchschmerzen und Magen-Darm-Krämpfe
  • Durchfall oder Verstopfung, manchmal abwechselnd beides
  • Blähungen
  • Völlegefühl / Blähbauch
  • Gefühl der unvollständigen Darmentleerung
  • Unwohlsein

Typisch ist oft auch eine vorübergehende Besserung der Symptome nach der Stuhlentleerung.

In mehr als der Hälfte aller Fälle steht RDS in Zusammenhang mit psychischen Störungen wie Depressionen oder Angststörungen.

Betroffene

Wussten Sie, dass …

… jede/r fünfte in Österreich unter RDS leidet?

besonders berufstätige Frauen zwischen 30 und 50 Jahren an RDS leiden?

… auch bereits Kinder betroffen sind?

Torso

Gehirn
und Darm
kommunizieren
miteinander

RDS

  • Ungesunde Ernährung
  • Nahrungsmittel-
     unverträglich­keit
  • Alkohol
  • Psychischer Stress
  • Angst
  • Fehlregulation des Darms
    - veränderte Darmflora
    - Schädigung der Darmwand
    - Störungen des darmeigenen
       Nerven- und Immunsystems
  • Genetische Veranlagung
  • Veränderte Kommunikation
    zwischen Gehirn und Darm
EinflussfaktorenMögliche Ursachen

Die möglichen Ursachen eines Reizdarmsyndroms

Aufgrund der vielen unterschiedlichen Erscheinungsformen des Reizdarmsyndroms sind auch seine Ursachen bislang noch nicht eindeutig geklärt.

  • Psychische Belastungen und Stress können zu einer Veränderung der Kommunikation zwischen Gehirn und Darm entlang der sogenannten Darm-Hirn-Achse und somit zu den typischen Reizdarmsymptomen führen.
  • Ungesunde Ernährungsgewohnheiten, Alkohol oder Lebensmittelunverträglichkeiten werden ebenfalls als mögliche Auslöser gesehen.
  • Entzündungen der Darmwand und Störungen der Darmmuskulatur, sowie Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmflora könnten ebenfalls eine Rolle spielen.
  • Störungen des darmeigenen Nerven- und Immunsystems, insbesondere als Folge von früheren Darminfektionen mit Fieber und Durchfall, können ein Reizdarmsyndrom verursachen.
  • Auch eine genetische (erbliche) Veranlagung kann für das Auftreten der typischen Reizdarmsymptome verantwortlich sein.

Bei vielen dieser Faktoren ist allerdings unklar, ob sie eher Ursache oder Folge eines Reizdarmsyndroms sind.

Die Wahl der richtigen Therapie

Vorweg: wegen der vielseitigen Beschwerden gibt es keine allgemein empfohlene Standardtherapie bei RDS. Es stehen verschiedene Behandlungen zur Wahl, und was bei einem Patienten hilft, kann bei einem anderen Patienten die Beschwerden im schlimmsten Fall sogar noch verschlechtern. Ihr Arzt wird Sie bei der Auswahl der für Sie aussichtsreichsten Therapie beraten und unterstützen und diese im Bedarfsfall auch entsprechend abändern oder gänzlich abbrechen.

Ganz grundsätzlich gelten eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung als Voraussetzungen für eine gesunde Verdauung.

  • Wenn der Verdacht besteht, dass bestimmte Ernährungsgewohnheiten die typischen Beschwerden auslösen, so kann eine Ernährungsumstellung den gewünschten Erfolg bringen.
  • Psychotherapie oder Hypnose können in vielen Fällen erfolgreich eingesetzt werden, in anderen Fällen sind es krampflösende oder entblähende Medikamente sowie Mittel gegen Verstopfung bzw. Durchfall.
  • Pflanzliche Heilmittel werden ebenso erfolgreich eingesetzt, insbesondere die Wirkstoffe der Pfefferminze, die seit Jahrhunderten als bewährtes Hausmittel bei Bauchkrämpfen und Verdauungsproblemen gilt.
  • Probiotika, also Zubereitungen von lebensfähigen Mikroorganismen, die der Nahrung zugefügt werden, können zu einer Normalisierung der Darmflora und damit zu einer Linderung der Beschwerden und einer nachhaltigen Verbesserung der Symptome führen.